Was Independentfilmer von „Alientampon“ lernen können

Ist das Trash? Klar! Aber ziemlich erfolgreicher Trash! Den Trailer zu dem Film „Alientampon„, den die Jungs von Chinzilla Films produziert haben, hat es schon auf 3,5 Millionen Zuschauer aus 172 verschiedenen Ländern gebracht. Der Erfolg ruft Investoren auf den Plan. Potenzielle Geldgeber für die Produktion des Langfilms haben sich gemeldet, auch von Übersee. Und das auf Grundlage eines Trailers, den drei Mitzwanziger aus Köln nahezu ohne Budget produziert haben. Wie haben die das gemacht? Diese Frage wurde in unserem internen Forum der Filmemacher NRW intensiv diskutiert. Und da haben wir uns gedacht: Laden wir sie einfach mal zu unserem nächsten Treffen ein und lassen uns die Geschichte erzählen. Max von Chinzilla Films kam tatsächlich vorbei. Es war ein sehr spannender und inspirierender Abend. Und für uns Filmemacher NRW gab es einige „Lessons learned“ für unsere eigenen Projekte. Hier die wichtigsten:

1. Sei anders

Wenn man Aufmerksamkeit erzielen will, erreicht man dies ganz sicher nicht, indem man das macht, was alle anderen erwarten oder indem man etwas produziert, was schon Hunderte vor einem produziert haben. Als die drei Macher von „Alientampon“ den Stoff für den Trailer entwickelt haben, haben sie gezielt nach einem Genre gesucht, das in Deutschland bisher kaum bedient wird. Und auch die Tatsache, dass ein Tampon eine zentrale Rolle in dem Skript spielt, ist im Filmbereich sicher ein Novum. „Sei anders!“ – Nur so kann man es schaffen, Aufmerksamkeit zu erzielen, auch ohne viel Geld in die Hand zu nehmen.

2. Groß denken

Wenn schon, dann richtig! Bei der Produktion des Trailers galt dieses Motto. Und so hatte Chinzilla Films von Anfang an nicht den deutschen Markt, sondern den Weltmarkt im Blick. Konsequenterweise haben sie den Trailer auf Englisch produziert. Auch bei der Wahl der Darsteller gaben sich die Macher nicht mit den Erstbesten zufrieden. Bekannt Namen wie „Simon Gosejohann“ und „Tom Beck“ mussten her. Und wie kommt man an die ran? Hier sind wir bei der dritten Lektion:

3. Hartnäckigkeit zahlt sich aus

Klar haben den drei Filmemachern ihre Kontakte in die Filmbranche dabei geholfen, an gute Schauspieler zu kommen. Es gehörte aber auch eine Menge Hartnäckigkeit und Frustrationstoleranz dazu. „Auf zwanzig Anfragen an Schauspieler kam eine Zusage“, erzählt uns Max. Schließlich konnte Chinzilla Films den Darstellern keine großen Gagen zahlen. Die Schauspieler mussten überzeugt werden, mussten an das Projekt glauben. Gelohnt hat sich die Mühe. Gerade in der deutschen Presse erwies sich die prominente Besetzung als Türöffner. Wie die Headline eines Artikels im Kölner Express beweist: Angriff der Außerirdischen – Simon Gosejohann rettet Köln.

4. Halte die Kosten unten

Ganz ohne Geld geht es nicht. Wenn schon Leute unentgeltlich an einem Projekt mitarbeiten, dann sollte man ihnen zumindest die Fahrtkosten erstatten und ein ordentliches Catering auffahren. So haben es die Macher von „Alientampon“ gesehen und 15.000 € eigenes Geld in die Erstellung des Trailers gesteckt. Aber Geld zum Fenster rausgeschmissen haben sie beileibe nicht. Viele der Szenen wurden mit DSLRs gedreht. Für Youtube reicht die Qualität ohne Probleme aus. Und auch bei Themen wie der Beleuchtung war Chinzilla Films erfinderisch: In mehreren Einstellungen am Anfang des Trailers rennen Polizisten nachts durch den Wald und  jagen Aliens. Wie beleuchtet man einen ganzen Wald? Mit 10 kw Strahlern und einem Generatortruck? Kann man machen, kostet natürlich entsprechend. Weitaus billiger die Independent Film Methode der „Alientampon“ Produzenten: Das Licht stammt von Xenon-Autoscheinwerfern. Und mit ein paar Spiegeln lässt es sich im Wald gut verteilen.

5. Gut Ding will Weile haben

„Fast, good or cheap – pick any two“ Diese als das magische Dreieck des Projektmanagements bezeichnete Formel drückt aus, dass es unmöglich ist, gleichzeitig schnell, günstig und qualitativ hochwertig zu arbeiten. Einer der drei Ansprüche bleibt immer auf der Strecke. Bei der Erstellung von „Alientampon“ haben sich die Macher dafür entschieden, auf Geschwindigkeit zu verzichten. Ganze drei Jahre haben sie an dem Trailer gefeilt, um ihn trotz des geringen Budgets zur (Trash-)Perfektion zu bringen. Dass sich die Produktion in die Länge gezogen hat, lag besonders daran, dass Chinzilla Films eine Firma ist, die in erster Linie bezahlte Projekte umsetzt. Die Kür „Alientampon“ wurde da naturgemäß immer wieder hinten angestellt.

Doch das kann sich nun ändern: Mit Investorengeldern könnten die Drei nun die Möglichkeit bekommen, sich hauptberuflich mit ihrem Baby „Alientampon“ zu beschäftigen. Ihren Prinzipien wie Hartnäckigkeit und Kostenbewusstsein werden sie sicher auch bei der Produktion des Langfilms treu bleiben.

Wir Filmemacher NRW wünschen Chinzilla Films viel Erfolg!